SPD nominiert Stimmkreiskandidaten für die Wahl zum Landtag und Bezirkstag
Neuötting. "Ja, ich will!" Jürgen Gastel ist bereit für die Kandidatur um ein Landtagsmandat im kommenden Jahr. "Und er kann’s wirklich" – mit diesen Worten unterstützte Hans Steindl dessen Bewerbung für die SPD. Das sahen am Mittwochabend auch die 33 Delegierten im Neuöttinger Stadtsaal so und haben ihren Unterbezirksvorsitzenden mit 100-prozentiger Unterstützung versehen. Und das gleiche Ergebnis bekam auch Johanna Schachtl für ihre Bezirkstagsbewerbung im Stimmkreis Altötting.
Jürgen Gastel ist 60 Jahre alt, verheiratet, hat einen Sohn und zwei Enkelkinder. Er ist Inhaber einer Versicherungsagentur, SPD-Fraktionssprecher im Neuöttinger Stadtrat und seit diesem Jahr SPD-Chef im Landkreis Altötting. Als langjähriger Kommunalpolitiker wisse er, wie sehr die Landespolitik in die Kommunalpolitik hineinwirkt. Der hiesige Landkreis sei ein wirtschaftliches Kraftzentrum, aber seiner Meinung nach fördere der Freistaat die Region zu wenig. Als Beispiel nannte der 60-Jährige das Thema Energieversorgung und die Versäumnisse bezüglich der Strominfrastruktur. Genehmigungsverfahren dauerten zu lang und beim Ausbau der Windkraft sei viel zu lange blockiert worden.
Wenn die Wirtschaft gehemmt werde, bedeute dies auch Einschränkungen für die Arbeitnehmer. Gastel sieht es als "zentralen Auftrag der SPD", Industrie und Mittelstand, Handel und den Arbeitnehmern eine Stimme zu geben.
Als weitere Themen riss er in seiner Vorstellungsrede noch die Umweltproblematik mit Bezug auf die PFOA-Verseuchung und die Folgen des TechnoSan-Skandals an sowie die Notwendigkeit, seitens des Freistaats mehr für die Bildung und die Gesundheitsversorgung zu tun.
Hans Steindl als ältestgedienter aktiver Kommunalpolitiker im Landkreis gab noch einige Themen für den Wahlkampf vor. Die SPD müsse den Wirtschaftsstandort stärken; deshalb sei der Streckbetrieb der Atomkraft zu unterstützen. An der FDP übte er harsche Kritik wegen der Schuldenbremse. Die CSU schließlich habe den Maskenskandal und den Kosten- und Terminskandal um die Münchner S-Bahn vorzuweisen und im Landkreis stecke das Trio Tobias Zech, Stephan Mayer und Martin Huber in Schwierigkeiten.
Für den Bezirkstag bewirbt sich Johanna Schachtl aus Burghausen. Sie ist gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin und gerade auf dem Weg zur Fachgebundenen Hochschulreife an der BOS Altötting. Seit 2019 ist sie Co-Vorsitzende der Jusos im Landkreis und Vorstandsmitglied der SPD sowie seit 2021 Mitglied im Bezirksvorstand der Jusos Oberbayern. Seit 2020 gehört sie dem Altöttinger Kreistag an.
Die 24-Jährige ließ in ihre Vorstellungsrede sehr viele persönliche Erfahrungen aus ihrer Ausbildungszeit und Berufstätigkeit im Pflegebereich einfließen und wurde dabei auch emotional. Weil eben der Bezirk als Hauptaufgabe die Sozialpolitik habe, könne sie sich auf dieser Ebene besonders gut einbringen. Und es gebe viele Aufgaben: Wohnungsnot, vernachlässigte Kinder, Senioren und Behinderte, Miss- und Notstände in der Pflege und Therapie. Sie wolle dazu beitragen, "das System an die gesellschaftlichen Anforderungen anzupassen". Dies sei von der kommunalpolitischen Basis aus möglich: "Wir sind der Zeigefinger der Bundespolitik. Lasst es uns anpacken!"
Die Kreis- und Stadträte Franz Kammhuber und Günter Zellner attestierten Johanna Schachtl fachliche Kompetenz und die Fähigkeit, "frischen Wind in den Bezirkstag" zu bringen. Zellner, der auch oberster südbayerischer DGB-Funktionär ist, betonte: "Stirbt das Soziale, stirbt die Gesellschaft."
Jürgen Gastel gab abschließend noch bekannt, dass der Traunsteiner SPD-Direktkandidat für den Landtag, Sepp Parzinger, Zweitstimmenbewerber in den Kreisen Altötting, Mühldorf und Berchtesgadener Land werden wird. Ein Grußwort hatte eingangs noch Patrick Mayer, SPD-Unterbezirksvorsitzender aus Mühldorf, gesprochen. − ecs